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Ein Fahrplan für den Jahresfahrplan

Uns erreichen immer wieder Änderungswünschen an unseren Fahrplänen. Am liebsten würden wir natürlich gerne alle Fahrgäste zufrieden machen, allerdings ist leider nicht immer alles möglich und auch nicht kurzfristig...

Aber warum dauert eine Fahrplanerstellung so lange und was muss alles dabei berücksichtigt werden? Wir haben uns die komplexe Entstehungsgeschichte des Fahrplans von unserem Teamleiter Betriebsplanung Max Techau erklären lassen:

Dezember im Vorjahr

Bereits jetzt stimmen wir uns mit unserem Aufgabenträger NAH.SH über den für das nächste Jahr zu bestellenden Fahrplan ab. Hier wird besprochen, welche Fahrten es zu welchen Uhrzeiten und in welcher Zuglänge geben soll. Aber leider funktioniert das nicht immer nach dem Wünsch-dir-was-Prinzip, da es beim Zugverkehr mehr Herausforderungen als beim Busverkehr gibt. Die größte Einschränkung  sind die Engpässe in der Infrastruktur, die z.B. zwischen Pinneberg und Elmshorn zu einer besonders hohen Auslastung führen. Aber auch die Ausstattung der Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle. So sind viele Abschnitte, z.B. zwischen Büsum und Heide eingleisig, so dass sich dort keine Züge begegnen können. Und an den Stationen entscheidet die Bahnsteiglänge darüber, wie lang die dort haltenden Züge sein dürfen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Planung sind die Anschlussverbindungen und die nötigen Umsteigezeiten. In Schleswig-Holstein ist der Fahrplan ein Integraler Taktfahrplan. Das heißt, die Abfahrten wiederholen sich in regelmäßigen Abständen zur selben Minute. An bestimmten Stationen (Taktknoten) sind die unterschiedlichen Bahnlinien, für verlässliche Anschlüsse, miteinander verknüpft.

Januar bis März

Jetzt haben wir drei Monate Zeit die Trassenbestellung bei DB Netz AG vorzubereiten. Bei neuen Fahrten müssen wir erstmal prüfen, wie sich das in unserem Betriebskonzept einbauen lässt. Schließlich haben wir nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen und für jeden Zug der in eine Richtung fährt, muss es auch wieder einen Zug in die andere Richtung geben. Bei der Umlaufplanung müssen auch weitere  betriebliche Anforderungen berücksichtigt werden, schließlich möchte ein Fahrzeug instandgehalten, ver- und entsorgt und ein Dieselfahrzeug betankt werden. Und nicht zu vergessen: wo stellt man ein Fahrzeug nachts ab, damit die ersten Fahrten des neuen Tages auch durchgeführt werden können?

Damit unsere Betriebsplaner bei über 1.500 Fahrgastfahrten und unzähligen Leerfahrten jede Woche  nicht den Überblick verlieren, gibt es zur Unterstützung spezielle Programme für die Fahrplan- und Umlaufplanung.    

April bis Juli

Bis Anfang April müssen alle  Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Trassenbestellung eingereicht haben. DB Netz als Eigentümer der Infrastruktur hat nun vier Monate Zeit, alle Wünsche des Nah-, Fern- und Güterverkehrs unter einen Hut zu bringen. Schließlich möchte jeder für seine Kunden das beste Angebot aber jede Trasse kann natürlich nur einmal zur gleichen Zeit befahren werden. Sollten zwei Verkehrsunternehmen eine Trasse zur selben Uhrzeit angemeldet haben, kommt es zu einem Trassenkonflikt. Dieser kann meistens in einem gemeinsamen Gespräch gelöst werden. Allerdings entscheidet DB Netz endgültig darüber, wann welcher Zug fährt.

Juli

Anfang Juli gibt DB Netz dann den „vorläufigen“ Netzfahrplan für das kommende Jahr bekannt. Diesen können alle beteiligten Verkehrsunternehmen vier Wochen für sich überprüfen und bestenfalls annehmen. Ansonsten muss man eine weitere Runde drehen …

August bis November

Anfang August kommt dann der endgültige Netzfahrplan – gültig für ein ganzes Fahrplanjahr.

Jetzt kann die interne Planung erst verbindlich losgehen. Als erstes erstellen die Betriebsplaner für jedes Fahrzeug einen Umlaufplan – also alle Fahrten, die ein Fahrzeug an einem Tag absolviert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass wir von Montag bis Freitag anders fahren als am Wochenende.

Auf Grundlage der Umlaufpläne können die Abstellpläne und die Wendelisten erstellt werden. Daraus ergibt sich dann ein Fahrplan für die Zugmeldestellen der DB Netz AG, die dann die Gleisbelegung in den Bahnhöfen planen können.

Erst dann kann mit der Schichtplanung der Triebfahrzeugführer und Servicemitarbeiter begonnen werden. Denn auch unsere Kollegen im Fahrbetrieb möchten so früh wie möglich wissen, wann sie arbeiten. 

Natürlich möchten auch unsere Fahrgäste wissen, wann sie mit uns fahren können. Dafür erstellen wir im Marketing aus den Tabellen der Betriebsplaner fahrgastfreundliche Fahrpläne. Diese werden dann auf unserer Website veröffentlicht und in unsere handlichen Taschenfahrpläne gedruckt – insgesamt 374.000 Stück.

Zweiter Sonntag im Dezember

Alle Jahre wieder ist an diesem Tag der europaweite Fahrplanwechsel :)

Wohin mit meinen Fahrplanwünschen?
Die NAH.SH organisiert im Auftrag des Landes Schleswig-Holstein den Nahverkehr auf Schiene und Straße. Daher haben sie die Plattform fahrplandialog.de eingeführt, auf der Fahrgäste die Fahrplanentwürfe ab ca. Februar einsehen und kommentieren können. Sinnvoll umsetzbare Ideen werden dann im kommenden Fahrplanjahr umgesetzt.