Fahrgäste und Lokalpresse waren sich bei der Vorstellung der neuen Akku-Flotte einig: Die neuen E-Züge sind nicht nur besser fürs Klima, sondern setzen auch neue Standards beim Komfort für Fahrgäste. Mission erfüllt.
Strom statt Diesel: sauberer, komfortabler – leiser?
Unerwartete „Nebengeräusche“ störten diese Erfolgsgeschichte wenig später. Uns erreichten Anwohnerklagen über Ruhestörungen. Denn, so die Betroffenen, sehr viel lauter als ihre dröhnenden, dieselbetriebenen Vorgänger verhalten sich die schnurrenden Akku-Züge an unbeschrankten Bahnübergängen. Die Pfeifsignale, die alle Lokführer dort vor dem Kreuzen der Straße schon immer auslösen müssen, gehen neuerdings durch Mark und Bein und stören die Nachtruhe im näheren Umkreis dieser Übergänge empfindlich.
Muss das jetzt sein?
Die eilige Prüfung des Sachverhalts durch die nordbahn gemeinsam mit NAH.SH als Besteller der Flotte sowie dem Hersteller Stadler bestätigte die Wahrnehmung der Anwohner: Die Akku-Züge haben ein lauteres Organ verbaut. Technisch betrachtet erzeugen die „Typhone“, die vorn am Kopf der neuen Fahrzeuge angebracht sind, einen höheren Schalldruck als die bisherigen. Hinzu kommt eine neue Tonhöhe der Signale. Neben dem gewohnten Ton mit 660 Hz wird jetzt auch ein tieferer 330-Hz-Ton ausgesendet – was später noch wichtig werden sollte. Wie fast alles, was im Schienenverkehr geschieht, sind Lautstärke und Frequenz dieser Sicherheitseinrichtungen in eisenbahnspezifischen Normen genauestens vorgegeben. Willkommen in der neuen Norm.
Wie kann geholfen werden?
Während die Anwohnerproteste brodelten und das Kuriosum um die modernen Akku-Züge im vergangenen Sommer sogar seine TV-Premiere bekam, erörterten alle Beteiligten, wie im Rahmen der neuen Vorgaben etwas für die Nachtruhe im Norden erreicht werden kann – und dies ohne Abstriche bei der Sicherheit. Vor allem diskutiert der zuständige Infrastrukturbetreiber DB InfraGO gemeinsam mit betroffenen Kommunen über ein Ausrüsten der Übergänge mit Schranken, um die Pfeifsignale der Züge dort überflüssig machen. Doch die Entscheidungsprozesse sind langwierig und bis zur Umsetzung des kostspieligen Umbaus vergehen Jahre – keine Hilfe für akut Geplagte.
Zusammen wird die Lösung gefunden
Zu einer unmittelbaren Linderung führten Ende des vergangenen Sommers zahlreiche Hinweise der Anwohner über die Problematik. So kristallisierte sich vor allem der neue, tiefe Signalton als empfundene Nervensäge heraus. Nach Prüfung aller Sicherheitsbelange und der technischen Möglichkeiten führte die nordbahn wenig später eine Art Sonder-Hup- Ordnung auf ihren Linien des Akku-Netzes ein. „Akustische Zugsignale an Pfeiftafeln“ – also auch vor Bahnübergängen – sind seitdem im Regelfall nur in der bisher gewohnten hohen Frequenz auszulösen. Die Rückmeldung der Anwohner war sofort positiv.